Das Internet ist bekannt und auch ein wenig berüchtigt für seine Memes und Insider-Jokes. Nicht selten hört die ältere Generation jungen Netzweltlern und Gamern zu und denkt dabei einzigst: „wtf?!“. Wobei – hier wären wir auch schon beim eigentlichen Problem…
Das „wtf“ würden nur letztgenannte verstehen. Wenn Netzkultur und öffentliches Leben – speziell Politik – sich treffen, dann führt nicht nur die Sprache, sondern auch die Kultur zu einer Menge verdutzter Gesichter. So geschehen heute bei einer Rede von Angela Merkel in Hamburg. Wir beginnen einen Abstecher in die surreale Welt, wo Netzkultur und das ganz normale Leben verschwimmen…
Die Vermarkter im Netz sprechen von „viralem Marketing“, wenn es um die rasante Verbreitung von Botschaften durch das Netz geht. Dass die Datenautobahn wesentlich schneller ist als ihr reelles Gegenstück aus Asphalt, hat sie schon sehr häufig unter Beweis gestellt. Die teils verrücktesten Ideen werden in Windeseile zum Kult. Ob es nun Chatkürzel, Lolcats, Begriffe aus dem Gaming oder Rick-Rolls sind, all diese Aspekte haben genau das mitgeformt, was man heute unter Netzkultur versteht. Häufig bleiben diese Jokes all jenen verschlossen, die nicht oder wenig mit dem Internet vertraut sind. Doch manchmal finden besonders schräge Ideen auch ihren Weg in die reale Welt und wie heute – gelegentlich auch mal bis direkt zur Bundeskanzlerin.
Begonnen hat alles mit Angela Merkels Wahlkampf-Tournee durch Deutschland. Am heutigen Tag stand Hamburg auf dem Plan und wie so üblich, wurde jeder Hamburger Bürger darüber mit unzähligen Plakaten informiert – denn ansonsten, man stelle sich vor: Die Kanzlerin kommt und es ist keiner da? Nein, das wäre nun wirklich nicht erwünscht und deswegen ziert das Plakat auch die unmissverständliche Ansage: „Die Kanzlerin kommt„.
Soweit nichts ungewöhnliches, einem Passanten schien es hier jedoch an Euphorie in der Message zu fehlen und so wertete er das Plakat mit dem Zusatz auf: Und alle so: „Yeaahh„
Kurios, aber sicher nicht ungewöhnlich, dass Menschen sich auf Wahlplakaten verewigen. Das heißt – wäre da nicht ein sehr belustigter Besitzer einer Digitalkamera gewesen, der sogleich das Plakat mit einem Platz auf der Szeneseite Nerdcore beehrte. Von da an war der Kultstatus des Motivs quasi schon vorprogrammiert: Hunderte Twitter-User zwitscherten das Bild durchs Netz, etliche Blogs nahmen das kuriose Bild auf.
Einer dieser Blogs war der Spreeblick, dessen Kommentatoren in kürzester Zeit dafür sorgten, dass es nicht beim Plakat bleiben würde. Und schon war die Idee zu einem Flashmob geboren: Nach jedem Satz von Angela Merkel sollten die Anwesenden auf der Kundgebung laut „Yeaahh“ rufen. Gesagt. Getan. Und mit „Yeaahh“-Transparenten zur optischen Dekoration verschönert.
Das Resultat: Innerhalb von nur 4 Tagen wurde aus einem bekritzelten Wahlplakat einer der vermutlich verrücktesten Flashmobs aller Zeiten, doch damit nicht genug. Für besonders trendige Netzweltler haben es die vier kleinen Wörter jetzt tatsächlich auch auf’s Textil geschafft.
Für die Menge verdutzter Gesichter in Hamburg bleibt wohl nur zu sagen: Willkommen in der Netzwelt!
Nun aber genug der Worte, lassen wir das Bewegtbild sprechen: