Von Geistern und Seelen – „Beyond: Two Souls“

 

Wir befinden uns in einer kleinen Trainingshalle. Die Luft ist stickig, die Menschen um dich herum geben dir hektisch Anweisungen. Vor dir steht ein Mann mit zwei Pratzen und greift dich an und alles was du tust, ist intuitiv ausweichen und zurückschlagen.

 

Keine Einleitung, kein Trailer, keine Erklärung; Einfach nur der Controller und du! Die Demo von “Beyond: Two Souls”, die wir auf der GamesCom spielen konnten, schmiss den Spieler direkt ins Geschehen und erklärte anhand der Trainingshalle und den wild diskutierenden Menschen um einen herum die Steuerung, die ziemlich genial ist: Der Spieler folgt der Bewegung des Hauptcharakters namens Jodie (Ellen Page) via Analogstick, sobald die Szene in Zeitlupe abläuft. Verpasst der Spieler diesen Moment oder ist zu früh, muss er mit Konsequenzen rechnen.

 

Nach dem stimmungsvollen und gut verpackten Tutorial befinden wir uns schwebend, außerhalb eines Zuges. Wir können uns frei bewegen und umsehen und sogar durch das Fenster des Zuges ins Innere gleiten. Moment, was? Jodie, die im inneren des Zuges schläft, nennt uns Aiden und ist genervt von uns. Neben ihr steht eine leere Wasserflasche, die mit einem blauen Punkt markiert ist. Wir zielen auf diese Falsche, drücken R1 und ziehen beide Analogsticks nach hinten und lassen diese wieder nach vorne springen um die Flasche herunter zu werfen und Jodie wach zu machen. Okay, was geht hier vor? Anscheinend sind wir eine Art Geist und können nur über die Objekte in der Umgebung mit Jodie kommunizieren. Und genau so ist es. In “Beyond: Two Souls” spielen wir die Seele eines gewissen Aiden, der mit Jodie verbunden ist und steuern mittels verschiedener Interaktionen den Spielverlauf.

Das Ganze hört sich vielleicht im ersten Moment seltsam und verwirrend an, aber im Spiel selber laufen diese Aktionen Aidens und der Wechsel zu Jodie fließend und spannend.

Wir schmeißen also mit unseren Fähigkeiten diverse Gegenstände um, auf den Boden und aus der Gepäckablage um Jodie vor der Polizei zu warnen, die den Zug bereits nach ihr absucht. Der Spieler wechselt auf Jodie und muss nun durch den schwankenden Zug fortlaufen, was an der erschwerten Steuerung klar zu merken ist. Bleiben wir zu oft stehen und lenken nicht genug gegen die Bewegung des Zuges, schnappt uns einer der Polizisten und es startet ein kleiner Kampf mit einigen interessanten Tricks seitens Jodie. Der Übergang zu diesem Kampf und auch der Kampf selber ist fließend und die Steuerung wird nicht plötzlich übermäßig kompliziert sonder folgt auch hier weiter den Bewegungen Jodies, sobald die Szenerie in Zeitlupengeschwindigkeit spielt. Wir verstecken uns in einer Toilette und haben nun einen weißen Interaktionspunkt, den Aiden benutzen kann aber nicht muss. Diese optionalen Punkte verändern den Lauf der Geschichte und steuern die unmittelbaren Geschehnisse. Wir entscheiden uns dafür, den Punkt zu benutzen und klettern durch ein Fenster auf das Dach des Zuges, wo die Verfolgungsjagd weitergeht.

Es stürmt und regnet und dort fällt einem erst so richtig auf, wie genial das Spiel die Möglichenkeiten der PS3 ausnutzt: Die Grafik ist einfach der mega Hammer, man sieht jeden Regentropfen über jede Pore in Jodies Gesicht laufen, ihr Hemd flattert im Wind, regendurchnässt und träge und extrem realistisch wirkend. Auch dass sich der Charakter menschlich nachvollziehbar verhält ist ein großer Pluspunkt. So schaut Jodie immer wenn der Spieler stehen bleibt nach hinten zu ihren Verfolgern und wenn der Zug in eine Kurve fährt kann  es je nach Laufrichtung sein, dass Jodie hinfällt und sich erst wieder aufrappeln muss, damit der Spieler weiterlaufen kann.

Man merkt dass “Beyond: Two Souls” sehr auf die Charaktere und die Stimmung gesetzt hat. Umgebung und Objekte sind zwar sehr schön anzusehen, kommen aber an den Realismus von Jodie einfach nicht heran.

“Beyond: Two Souls” kommt am 11. Oktober endlich in Europa exklusiv für die Playstation 3 heraus und zeigt eindrucksvoll, was mit der um die 7 Jahre alten Konsole noch möglich ist und schafft eine spannende und actionreiche Szenerie und Story, die sofort Lust auf mehr macht.

Das Spiel setzt auf Emotionen und Story-Telling, man muss nicht unendlich viele Knöpfe drücken oder Kombinationen auswendig lernen sondern steuert fließend und meist sogar instinktiv mit dem Analogstick den Charakter, die Kämpfe und Aidens Seele.