Was ist eigentlich fair. Wikipedia schreibt mir vor, dass Fairness eine Vorstellung von individueller Gerechtigkeit oder Angemessenheit ist. Nunja, ganz falsch liegen sie damit ja auch nicht. Schließlich hat ein großer Teil der Onlinecommunity an diesem Eintrag lange gearbeitet und vermutlich genauso lange diskutiert.
Ich mag Fairness. Vor allem dann, wenn mir fremde Menschen bestätigen, ich sei fair zu ihnen gewesen. Man hüpft in dem einen oder anderen Onlinerollenspiel von Gegner zu Gegner. Kurz bevor man den vielleicht wichtigsten, möglicherweise siegbedeutenden, Kill ausüben möchte schreibt ein Mitspieler „Bin kurz afk“… viele wären jetzt skrupellos, wenn der Serveradmin nicht kurzerhand auf die Pausetaste drückt. Ich bin da etwas anders. Ich warte. Nein wirklich, es macht mir keinen Spaß einen Sieg in einem Spiel zu erringen, den ich erst durch die kurze Abwesenheit meines Gegners ergattert habe. Beispiel HoN. Sicher bin ich kein guter Spieler. Sicher habe ich darin viel zu lernen. Und vor allem brauche ich in diesem Spiel viele gute Statistiken. Aber wenn mir bei einer öffentlichen Trainingseinheit 1-on-1 ein Spieler von kurzer Abwesenheit berichtet, dann warte ich gefälligst auch. Oft erhält man dann auch eine kleine Antwort. Nix großes. Ein einfaches „Thx, very fair“ sagt mehr als tausend Worte.
Auch im Fußball sehe ich es gerne, wenn Fairness an den Tag gelegt wird. Ein Weichei von Widersacher beim Zweikampf mit dem Spieler der eigenen Mannschaft. Ein leichter Körperkontakt. Der Gegner schreit und bricht theatralisch zusammen. Unfair vom Gegner. Aber aus Fairness kickt der Spieler meiner favorisierten Mannschaft den Ball ins aus. Sichtlich genervt wie er ist, hat er mir aber doch etwas bewiesen was der andere Spieler nicht vorgezeigt hat. Klar, Fairness. Somit gewinnt der Spieler bei den eigenen, als auch bei den gegnerischen Fans, ein klein wenig Anerkennung. Daraus resultiert für mich, dass Fairness nicht etwa Großzügigkeit bedeuten muss. Nein, großzügig ist für mich der Besitzer der Eisdiele nebenan, der weiß, dass ich Stammkunde bin und mir meistens eine Kugel extra aufs Hörnchen schmiert. Großzügigkeit wird belohnt, er hat bei mir einen guten Ruf und ich empfehle ihn weiter. Eine Hand wäscht also die Andere. Fairness beginnt bei mir, wenn Selbstverständlichkeiten anstehen und beide von dieser Fairness etwas erreicht haben. Ich verkaufe beispielsweise einem Kommilitonen ein gebrauchtes Buch aus der Universität. Das Buch hat ein paar Schrammen und vereinzelt Eselsohren. Also setze ich den Preis runter. Ein Buch von 30€ kostet also nur noch 5€. 5€ sind nicht viel, vor allem nicht für den Käufer des Buches. Und für mich genau richtig. Weniger würden natürlich auch funktionieren, aber dann könnte ich das Buch ja auch verschenken und mir ungerechtfertigt Hoffnungen machen, dass der Käufer mir auch irgendwann etwas schenkt oder ein Bier ausgibt. Aber sowas erwartet man doch bei einem Buch nicht. Nein, 5€ sind für uns beide kein Halsbruch. Ein fairer Handel also, zu einem fairen Preis. Somit wahre ich meinen Ruf, für gebrauchte Waren auch dementsprechend günstige Preise zu benutzen und die Käufer haben auch etwas davon. Sie sparen jede Menge Geld. Hier sogar 25€.
Worauf möchte ich eigentlich hinauskommen? Genau. Letzte Woche Mittwoch war ich im Kino. Am Studententag kostet der Eintritt für Studenten im Kino bloß 4,90. Mit drei Mann wollten wir uns den Film Kick Ass ansehen. Es war eine Farce. Katastrophal. Versteht mich nicht falsch, der Film selbst hat mir sehr gefallen. Auch dass ich bei einem kleineren Kinosaal denselben Preis zahlen muss, wie in einem der größeren Saale ist mir nicht auf den Magen geschlagen. Nein, es war die Art wie die Mitarbeiter mit den Kunden ihres Kinos umgehen. Bei Besuch eines Kinos erwarte ich vor allem vor dem Film immer Trailer. Meistens kommen auch welche. Dann kommt ein Mitarbeiter und verteilt Eis. Alles kein Problem, darauf kann man verzichten, wenn das Kino Zeitdruck hat. Aber es darf keinem Kino passieren, dass 5 Minuten vom Film fehlen. So wie an diesem Tag. Gesagt getan, wir kauften die Tickets und rannten, denn es waren wir, die Zeitdruck hatten, zum Saal 8 des Cineplex Aachen. Überpünktlich zur Beginn der Vorstellung um 22.45 Uhr saßen wir auf unsere Plätze im gähnend leeren Kinosaal. Nur drei weitere Personen saßen im Saal und schnabulierten schon an ihren großen Popcorntopf. Das Licht ging aus und wir warteten. Ja, wir warteten. Und zwar geschlagene 5 Minuten. Im Hintergrund hat man Mitarbeiter gehört die am zanken waren. Vermutlich lief etwas nicht wie geplant. Auf einmal gab es einen Knall und der Film lief. Allerdings schon 5 Minuten vorgespult. Verärgert wie ich war wollte ich nach draußen gehen um mich zu beschweren. Meine Kumpels haben mich aber zurückgehalten und meinten wir können ja nachher nochmal ein wenig Stress machen, jetzt gucken wir erst einmal weiter.
Bis zum Ende gings dann auch ohne sonderliche Vorfälle. Aber trotzdem fühlte ich mich nicht gerecht behandelt. Zumindest hätte man den Film zurückspulen können, was nicht geschehen ist. Und so wollte ich mich beschweren um zumindest einen Gutschein ergattern zu können und wenn er nur für eine Cola gedacht gewesen wäre. Meine Freunde stimmten mit ein und wir machten uns noch schnell auf zur Kasse, die gleich schließen würde. Der Mitarbeiter wusste nach unserer Kritik zuerst nicht was er sagen wollte, da kam ein Kollege von ihm vorbei und fing an uns zu beschimpfen. Wir wären wie Ratten, würden dem Kinopersonal kein Respekt zollen. Nein im Gegenteil, wir wären ja sogar noch so dreist um Geld und Gutscheine zu verlangen. Wir hätten direkt aus dem Film rausgehen sollen und unser Geld zurückverlangen sollen. Na klar doch, wir fahren mit Auto und Motorrad mehrere Kilometer, verbrauchen teures Benzin um dann gesagt zu bekommen, dass wir nicht erwünscht sind? Nach einigen spanischen Flüchen mit der er uns belegte >>bis heute ist mir zum Glück kein Flügel auf den Kopf gefallen<< sagte er noch das Allerfairste was man nach einem Kinobesuch von Mitarbeitern des Kinos erwarten konnte. Er sagte wortwörtlich: „Wenn es euch nicht passt, dass im Kino Filme eben nicht vollständig zu sehen sind oder irgendwo später anfangen, dann geht auf we we we Kino Punkt te o! Da könnt ihr gucken. Vollständig, unzensiert und ohne Fehler. Was geht ihr denn auch ins Kino? Oder ladet euch die Filme doch einfach runter. Websites gibts doch genug…“
Unfassbar. Da kämpft Sony Pictures seit Jahren gegen Raubkopierer und Menschen die im Kino eine Kamera mitbringen um die Filme zu verbreiten und wir werden von den Mitarbeitern des Kinos auch noch dazu genötigt dem gleichzutun. Warum nicht gleich eine Stellungnahme von der Filmindustrie? Kino gratis für jeden. Das würde ich dann aber wirklich fair nennen. Gute Fairness kennt halt ihren Preis.