„IM“ Publisher

3, 2, 1, meins… hat es mich erwischt! Direkt werden alle denken, hierbei handele es sich um den Werbeslogan einer bekannten Onlineauktionswebsite. Nein, meine Freunde, hier handelt es sich um die vielleicht unscheinbarste dunkle Seite der Macht: Wissen und Informationen! Zumindest wenn man sie falsch versteht…

Wissen und Informationen sind ja üblicherweise dazu gedacht, Prüfungen zu bestehen oder auf der Arbeit mit guten Leistungen zu glänzen. Der Ruf nach Freiheit ist im Zeitalter der weltweiten digitalen Vernetzung unmittelbar Verbunden mit dem freien Zugang zu Wissen und Informationen. Seien es nun Zeitungen, Bücher, Nachrichten oder Onlineplattformen wie Twitter. Wie wäre wohl der Kampf gegen das Naziregime aus dem Untergrund heraus ausgegangen, wenn die Widerstandskämpfer keine Informationen vom BBC erhalten hätten? Sogar Martin Luther nutzte in frühester Form durch das Anschlagen seiner 95 Thesen an dem Tor der Schlosskirche zu Wittenberg die Verbreitung von Wissen und Informationen. Aber erst durch Gutenbergs Erfindung, der Buchdruck, war der Zugang zu freien Informationen für die gesamte Bevölkerung gewährleistet. Auch am gemeinen Stammtisch werden Informationen weitergegeben. Jedoch oft nur in Form von Gerüchten, Anschuldigungen und fahrlässiges Halbwissen. Aber selbst dies zählt man zum freien Zugang zu Informationen, die jeder auf seine persönliche Art und Weise preisgibt, welche Qualität sie denn auch haben möge.

Doch was ist, wenn private Informationen weitergegeben werden, die eigentlich niemanden etwas angehen? In einer aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Computerbild Spiele“ haben die Tester aktuelle Spiele auf Datenspionage untersucht und sind zu einem erschütternden Ergebnis gekommen: Persönliche Daten wie Namen, Alter, Geschlecht und Emailadressen sowie das Konsumverhalten von und mit Spielen wurden verschlüsselt und teilweise unverschlüsselt an den Publisher weitergeleitet. Nicht, dass ich etwas zu verbergen habe. Aber es geht nicht nur den Staat, sondern auch den Herstellern von den Spielen nichts an, dass ich nichts zu verbergen habe. Jetzt haben wir so lange gegen die Datenspionage von Staatsseite gekämpft und werden im Gegenzug von der Spieleindustrie seziert. Wozu die Daten verwendet werden ist nicht bekannt, die Publisher wollten sich du den Vorwürfen nicht äußern.

Grotesk wirkt vor allem, dass bei manch aktuellen Spielen wie Assassins Creed 2, Command & Conquer 4 und Siedler 7 eine dauerhafte Internetverbindung verpflichtend ist. Kopierschutz in seiner hässlichsten Form. Schlimm genug für mich als Käufer, diesem Wahnsinn einen Nährboden bieten zu müssen, wenn ich gar keine dauerhafte Internetverbindung anbieten kann. Nein das reicht natürlich nicht… ich werde dann auch noch ausgehorcht. Wahrscheinlich wissen alle Publisher mittlerweile, wie oft ich auf Toilette gehe, welche Marken-T-Shirts ich gerne trage und was ich mir morgens zwischen die Kauleisten schiebe. Sie wissen, wo ich welchen Sport ausübe, welche Produkte ich im Internet erwerbe und auf welchen Plattformen ich vertreten bin – sämtliche Synonyme eingeschlossen. Die damalige DDR wäre auf solch ein „stilles“ Verfahren stolz gewesen. IM Publisher wäre eine Goldgrube gewesen.

Ganz klar, mit dieser Taktik legen sich die Publisher selbst ein faules Ei nach dem anderen ins Nest. Erst der Boykottaufruf gegen diese unsinnigen Kopierschutzmaßnahmen, dann noch Datenspionage. Vertrauen lässt sich so sicher nicht aufbauen. Und das obwohl so viele Spieler für ihre Rechte eintreten, nicht auch noch in eine Grauzone gerückt zu werden oder gegen Zensur von Spielen zu kämpfen. Und das soll der Dank der Entwickler für den ganzen Einsatz ihrer Kunden sein?