Feuer und Flamme

Als Kind war ich ein kleiner Feuerteufel. Ich liebte es, am Lagerfeuer zu stehen, Holz zu sammeln, sie in das Feuer zu werfen und zuzusehen, wie die Flammen sich durch die frischen Äste fraßen. Das knistern und knacken des Holzes war berauschend und nahm mich in seinen Bann.

 

Und die glühende Reaktion mit einem Energieträger und genügend Sauerstoff zieht mich auch heute noch in seinen Bann. Mittlerweile machen wir aber nur noch auf Straßenfesten im Hochsommer ein Lagerfeuer. Was sag ich da, wir stopfen Holz in eine große offene Metalltonne und heizen den Klimawandel an, schließlich wird es draußen ja auch kalt, wenn es Nacht ist.

Was ich aber grundsätzlich nicht verstehen kann, ist der aktuelle Lückenfüller in Tagesblättern. Bengalos, bzw. Seenot-Flammen, sind in deutschen Fußballstadien strengstens verboten. Natürlich sind sie es, wenn man sieht, wie manche Idioten mit diesen Fackeln umgehen. Dieses Wochenende ist es wieder passiert. Im Bundesligaspiel zwischen dem 1. FC Nürnberg und VfL Bochum wurden von einigen Nürnbergfans solche Bengalos gezündet. Doch anstatt diese gut geschützt abfackeln zu lassen wurden sie geworfen. Einige Fans wurden von den umhergeschmissenen Fackeln so schwer verletzt, dass sie wahrscheinlich ihr restliches Leben mit Schmerzmitteln verbringen dürfen. Allerdings kann ich persönlich nicht verstehen, wie die deutsche Medienlandschaft mit dieser hoffnungslosen Situation umgeht. Sie wirkt beinahe hilflos. Tituliert jegliche „Zünder“ als Schwerverbrecher und predigt weiter den Hass gegen hiesige Pyromanen. Normalerweise könnte ich da ja ein Auge zu drücken, jedoch gibt es unter den Vertretern dieser Hassprediger keine klare Linie.

  • Beispiel Nr. 1: Regionalligaspiel zwischen zwei zutiefst verfeindeten Mannschaften und Fankulturen. Jede Fangruppierung der jeweiligen Mannschaft zündet ein ganzes Repertoire an Rauchbomben und Feuerwerkskörpern. Die Blöcke leuchten in roten und grünen Flammen, die Ordner sehen dem Geschehen hilflos hinterher. Medieninteresse? Vielleicht in der Regionalpresse auf Seite 5 im Kleingedruckten.
  • Beispiel Nr.2: Bundesligaspiel. Derby zwischen zwei zutiefst verfeindeten Mannschaften und Fankulturen. Die Fangruppierung der auswärtigen Mannschaft zündet vielleicht 5 Bengalos. Ein Idiot, der mit der Situation nicht zurechtkommt, schnappt sich einen Bengalo und wirft ihn auf das Fußballfeld, im schlimmsten Fall passiert so etwas wie letzten Samstag. Medieninteresse? Riesengroß, es gleicht einer Katastrophe. Vor allem Hassblätter wie die Bild klatschen auf das Titelblatt Bilder aus dem obig erwähnten Regionalligaspiel (zum dramatisieren) und strangulieren die Randalierer mit ihren niedergeschriebenen Worten. Die Regionale Presse interessiert sich hier zwar noch für die „kleine“ Randale, bringt aber fast nur Informationen über das Spiel.
  • Beispiel Nr. 3: Bundesligaspiel zwischen egal und ebenso egal. Ein Fan wirft ein Feuerzeug, trifft einen Fan oder einen Spieler. Katastrophe im Medieninteresse. Die Zeitungen, prügeln sich um eine Titelstory, selbst dann, wenn gar nichts passiert ist.
  • Beispiel Nr. 4: Europaleague oder Championsleaguespiel zwischen einer deutschen und einer ausländischen Mannschaft aus dem gemäßigten bis warmen Klima. Hier muss man wiederum differenzieren:
  • Beispiel Nr. 4A: Die deutschen Fans zünden eine Rauchbombe. Katastrophe im Medieninteresse. Ein riesiger Skandal, der deutsche Fußball muss sich schämen. Unglaublich, Skandal, Terroristen etc…
  • Beispiel Nr. 4B: Die ausländischen Fans zünden ein Meer aus Bengalos, hunderte Rauchbomben werden gezündet und das Stadion gleicht einem Inferno aus der Hölle. Einziger Kommentar der Medien aus der Liveübertragung? Grandiose Atmosphäre, DAS ist südländisches Temperament. DAS wollen wir sehn. Leidenschaft, Freude, Euphorie. SO muss Fußball sein

Solange wir und vor allem die Medien nichts aus diesen fünf Beispielen lernen, wird es immer so bleiben wie es jetzt ist. Wahrscheinlich wird es noch schlimmer. Ein Meer aus Flammen? Scheint für mich keine Utopie darzustellen, wenn man immer noch vom „südländischen Temperament“ hören und lesen muss. Wir sind zwar keine Südländer, haben aber genug Fans in den Mannschaften, die es in Deutschland gerne so wie dort hätten. Man wird es niemals in den Griff bekommen, wenn wir das vielleicht einzige Land bleiben, in dem diese Problematik nicht erkannt wird. Die Fifa steckt natürlich genauso mit drin. Wenn hier nur Sanktionen vom DFB gegen die deutschen Vereine gestellt werden, braucht man sich nicht zu wundern, dass sich die Fankulturen alles aus dem Ausland abgucken werden.

Die Entwicklung in den Stadien geht klar dorthin, dass Unfälle wie am Samstag in nicht allzu ferner Zukunft an der Tagesordnung sein werden. Selbstregulierung? Fehlanzeige! Da sind die Fans nur noch Feuer und Flamme.