Totum aviditas pixel – oder so

Seit etwa einem Jahr besitzen wir zuhause einen Full HD fähigen Fernseher. Anfangs war ich ja skeptisch, ob sich das System wirklich so durchsetzen würde, allein der Möglichkeit wegen, eine bessere Auflösung darzustellen.

Doch seit ich mir darauf Madagaskar 2 angesehen haben bestand für mich kein Zweifel mehr an der unglaublichen Qualität der Darstellung. Jedes einzelne Haar der afrikanischen Großkatze „Alex“ konnte man darauf erkennen – trotz eingearbeiteter Bewegunsunschärfe. Vor allem bin ich nun von den Sportübertragungen in HD begeistert. Sky sei dank. Man sieht genau, wie der Dreck bei einer Blutgrätsche aus dem Rasen herausspringt und der blutbeschmierte Schuh des einen Spielers dort eine tiefe Furche hinterlässt, wo das Bein des gegnerischen einmal stand. Man sieht jeden Schweißtropfen an der Stirn des Basketballspielers herunterperlen, der beim Stand von 44:44 in den letzten Sekunden einen Freiwurf ausüben muss und ihn versemmelt, die Tränen fließen, die Gegner jubeln – sie haben den Titel. Und beim Eishockeyspiel der DEG gegen die Kölner Haie spürt man quasi die Kälte, die einen entgegenschwellt, wenn die feinen Eispartikel durch die Luft spritzen und die Spieler sich ein heißes Derby liefern. Action, Versagen, Hochspannung. Naürlich alles in High Definition.

Das geht zumindest so lange gut, bis der Fernseher einen optischen Fehler aufweist. Nunja, am Sonntag war es bei uns soweit. Beim Bundesligaspiel zwischen dem FSV Mainz 05 und Borussia Mönchengladbach bemerkte mein Vater im TV einen Fehler. Jedoch nicht vom Fernseher verursacht. Der Fehler muss an der Hauptkamera gelegen haben, zumindest war dieser Pixelfehler nicht auf anderen Einstellungen zu sehen. Zumindest fiel dieser Fehler erst einmal nur meinem Vater auf. Der war deswegen so sehr irritiert, dass er dem Spiel gar nicht mehr folgen wollte. Natürlich hakte ich nach, fragte wo sich dieser uminöse Pixelfehler denn befände. Nach einigem Suchen habe ich ihn dann gefunden. Auf halber Höhe im mittleren Linken Fernsehfeld war ein neongrüner bis neongelber Pixel zu sehen.

Hätte ich diese Suche doch niemals gestartet. Zumindest achtete ich die ganze Zeit über nur noch auf diesen Pixel. Ich versuchte mich abzulenken und dem Spiel zu folgen, doch nun sah ich jedes Mal, wenn der Ball nach Nordern gespielt wurde, diesen uminösen Pixel. Es war nicht zum aushalten. Wie ein Gaffer auf der Autobahn, der gerade an einem Autounfall mit brennenden Wrackteilen vorbeifährt, starre ich wie gebannt auf diesen Pixel. Ich danke der Regie von Sky, dass sie bei den wenigen Mainzer Strafraumszenen auch einmal Wiederholungen aus anderen Einstellungen zeigten, jedoch musste ich dann zwangsläufig auf die Stelle achten, an der sich dieser Pixel die ganze Zeit über zeigte. Ich suchte quasi weiter nach dem Pixelfehler. Und hatte ich ihn gefunden, als das Bild wieder auf die Hauptkamera schwenkte, war mir klar, dass ich süchtig nach diesem Fehler war.

Unvorstellbar. Eine Sucht. Die Sucht nach einem Pixelfehler zu suchen, den ich am liebsten nicht gesehen hätte. Das ist genauso schrecklich wie ein dudelnder Ohrwurm, nur ist dieser für mich in den meisten Fällen ausweichbar, wenn ich andere Musik aus dem gleichen Genre höre. Gerade klingelts auch wieder in meinen Ohren. Nachdem ich am Morgen bei Tina war und ihr Vater von Brings „Poppe, Kaate, Danze“ hörte, war erst einmal Ruhe. Doch seit ein Paar stunden bimmelt et in ming Kopp op de ripoarėsch Spraach. Grauenhaft. Nicht unbedingt die Sprache, aber die Klänge die dabei durch meine Ohren sausen, obwohl sie gar nicht da sind.

Da wünsche ich mir doch lieber einen Pixelfehler. Der macht keinen Radau, der ist wenigstens real vorhanden und lässt sich auch ohne Musik ausblenden – Einfach den Fernseher auf off stellen. Nunja, vielleicht hilft man mir ja irgendwann einmal und man wird das auch bennennen… Vielleicht medizinisch in die „gemeine Pixelsucht“, „totum aviditas Pixel“ oder so… kann ja kein Latein 😉