Ich, Isaac Mendez?

Seit ich denken kann, wurde ich als äußerst fantasiereich beschrieben. Ich war äußerst kreativ, hatte aber auch einige Einfälle, die nicht so leicht zu realisieren waren. In meiner Jugend ging das sogar so weit, dass ich Ideen hatte, die mir, wenn ich sie tatsächlich durchgezogen hätte, heute eine riesige Stange Geld hätten bringen können.

Stattdessen wurde ich mit Spott überhäuft: „Eine Onlinecommunity für Schüler? Braucht kein Mensch, du Trottel!“ Nunja, hätten sie gewusst dass das Schülervz den Gründern einen vollen Geldbeutel bescheren würde, sie hätten die Kauleisten geschlossen gehalten. „Haha, ein System in dem du nur schreibst, was du gerade tust? Geh lieber nach Gangelt und lass dich wegen Exibitionismus einweisen.“ Twitter sagt mir heute etwas anderes, #fail. Falsche Freunde könnte man meinen, dabei hatten sie einfach nur keine Ahnung.

 

Die Fantasie ist mir zumindest bis heute geblieben, glücklichweise. Ich fördere sie zumindest indirekt. Gerne schaue ich dazu TV Sendungen mit sonderbaren bis verwirrenden Inhalt. Lost zum Beispiel. Ich liebe diese Sendung. Allein schon wegen ihrer verwirrenden Art, mit der Zukunft umzugehen. Ähnlich ergeht es mir bei der Sendung Heroes mit ihren Zeitreisen und verstrickten Handlungssträngen. Die Kreativität förder ich aber auch direkt. An einigen Tagen mappe ich, an anderen Tagen fange ich aus Spaß an der Freude wieder an, Comics zu zeichnen und versuche dadurch kreative Inhalte hervorzubringen und sei es nur diese jämmerlich amüsante Kolumne. Das Comiczeichnen erinnert mich dabei gerade an Isaac Mendez aus der NBC-Serie Heroes. Der hatte darin die Fähigkeit in einer Art Trance die Zukunft zu sehen und diese in Form von Comicbildern niederzuzeichnen. Geniale Sache. Lottozahlen, Schatzsuchaktionen, Wetteinsätze… Ideal um sich selbst durch eine Fähigkeit zu bereichern und Andere auszustechen. Aber Spaß beiseite. Ich würde die Fähigkeit wahrscheinlich eher dazu einsetzen, etwas Gutes zu tun. Nein im Ernst, ich würde wirklich versuchen etwas an unserem Leben zu ändern. Seien es nun Katastrophen, Überfälle oder einfach kleinere Unfälle. Durch die visionären Zeichnungen der Zukunft könnte man alles verhindern, was dem friedlichen Leben auf der Erde in die Quere fallen könnte.

Ich versuche mich einmal in die Situation zu versetzen, in der wir uns in wenigen Jahren befinden werden. Einen Moment der inneren Ruhe und Bäm da bin ich im Kopf meines Zukunfts-Alter-Ego und sitze im Wohnzimmer vor dem Fernseher. Hmm, meine Handgelenke sind mit einer Art Sensor umgeben. Als ich den Fernseher anschalte, erscheint im immerhin schon dreidimensionalen Display eine Altersabfrage. Ich gebe einfach mal 25 ein und schaue was passiert. Ein weiteres Menü klappt auf und eine Kamera erscheint vor dem Display. In dicken Leuchtbuchstaben steht dort geschrieben, dass ich näher an die Kamera herantreten soll. Warum auch nicht, schließlich ist das ja alles nur eine Vision. Ein Scanner liest meine Iris aus und das Display fordert mich nun auf, meine Identifikationsnummer des Personalausweises einzugeben. Welch ein Aufwand. Okay, ich tippe ein: Zwei Drei Vier Bla Bla Bla Bla Bla Drei Sechs und ein weiteres Formular erscheint vor mir. Geburtsort und Geburtsname der Mutter werden nun verlangt. Langsam werde ich ungeduldig. Was ist denn so sicherheitsrelevant geschützt im Fernsehen? Ich reiße mich nochmal zusammen und tippe die erforderlichen Daten ein. Wieder erscheint ein neues Formular. Abfragen nach Fingerabdruck, DNS Abgleich, Stuhl- und Urinprobe, ein tropfen Blut und ein Bündel Haare. Es findet kein Ende, nun soll ich „Looking for Freedom“ singen… nach dem Gekrächse aus meinem Halse werde ich aufgefordert eine Humba anzustimmen, dann soll ich Schuhplatteln, mir einen Zopf in die Haare knoten, ein E-Gitarrensolo hinlegen und einen Döner zubereiten. Es hört einfach nicht mehr auf.

Aber nach zahllosen, unsinnigen Aufforderungen scheine ich am Ziel angelangt zu sein. Ein Menü mit der Überschrift „Finale“ klappt auf. Dieses Mal fordert es mich auf 20 Liegestütze zu machen. Nach den ersten zehn fängt die Kamera an, mich zu drillen. „ELF ZWÖLF DREIZEHN – LOS DU FAULES STÜCK SCHEISSE – VIERZEHN FÜNFZEHN – ICH WILL DICH SCHWITZEN SEHN – SECHSZEHN – DU NICHTSNUTZ, KANNST DU ÜBERHAUPT EINE GESCHEITE STÜTZE VOLLBRINGEN? – SIEBSZEHN ACHTZEHN NEUNZEHN NEUNZEHN NEUNZEHN NA LOS ICH SEHE NICHT DASS DU DICH ANSTRENGST – NEUNZEHN-EIN HALB NEUN… KRAWAMMMM! Mit einem Knall verabschiedet sich die Kamera, als ich das kleine gläserne Fernsehtischchen durch die Elektronik trümmer. Dann tut sich etwas im TV, ein Bild ist zu sehen und ein Jingle erklingt. „Tätätätätttä dies ist das erste deutsche Fernsehen mit der Tagess… – ZIPPPP. Bitte verifizieren sie ihre Alterseinstufung, die Folgende Sendung ist für Jugendliche unter 16 Jahren nicht geeignet.“ Neiiin bitte nicht schon wieder. Das darf doch wohl nicht wahr sein.

Wie aus einem Schock erwache ich aus diesem Albtraum. Die Zukunft ist also sehr düster. Gut also, dass es solche Visionen gibt, sonst hätte ich nicht über den Entwurf zu dieser Thematik schreiben können. Man stelle sich vor es würde wahr werden – Tagesschau ab sechszehn, die Sendung mit der Maus ab 6. Bitte varifizieren sie ihre Alterseinstufunf für „Die Sendung mit der Maus“, indem sie die ersten sechs Gedichte von Gothold Ephraim Lessing fehlerfrei aufsagen. Bin ich froh, dass ich Deutsch im Abitur hatte!