Desura: Ernst zu nehmender Steam-Konkurrent?

Denkt man an digitale Spieledistribution, steht in der Regel Steam an erster Stelle. Besonders durch den engen Community-Bezug und herausragende Online-Games wurde Steam über die Jahre so populär. Doch während die bisherige Konkurrenz sich im wesentlichen auf die reine Distribution beschränkt, kommt mit Desura wie aus dem Nichts eine neue Plattform, die zum ersten echten Steam-Konkurrenten werden könnte.

Digitale Distributionsformen gibt es einige und obwohl die tatsächlichen Umsätze gehütet werden wie ein Staatsgeheimnis, ist die Branche sich in einem Punkt einig: Steam ist mit weitem Abstand der Geschäftsführer auf dem digitalen Markt. Mit bequemem Download, vielseitigen Zahlungsmöglichkeiten, automatischen Spiele-Patches, der Steam Community und einem attraktiven Katalog konnte Valve sich vom reinen Entwicklerstudio zum führenden digitalen Publisher mausern. Doch zum Erfolgsrezept von Steam trägt noch etwas ganz anderes bei: Die Firmenpolitik. Während andere große Publisher durch DRMs und andere Restriktionen organisierte Boykotts auf Amazon und anderen Plattformen hervorrufen, zeigt Steam sich auf die Bedürfnisse der Gamer ausgerichtet: Kein das Betriebssystem komprommitierendes SecuROM, stattdessen lassen sich alle eigenen Spiele auf beliebig vielen Computern installieren. Keine kostenpflichtigen Zusatzpakete, die teils schon im Originalspiel vorinstalliert und verschlüsselt waren (wie bei Modern Warfare 2); stattdessen kostenlose DLCs (downloadable contents) teils auf Jahre hinweg.

Valve versteht es wahrlich, sich im Sinne der Gamer zu vermarkten, die sich zunehmend von klassischen Publishern geprellt fühlen. Wenig verwunderlich also, dass Steam unangefochten auf Platz 1 steht. Doch nun könnte es ernsthafte Konkurrenz geben: Mit Desura startet eine brandneue digitale Distributionsplattform, die Steam in all diesen Aspekten stark ähnelt. Zwar stehen „Me-Too-Produkte“ bei Gamern in der Regel nicht so hoch im Kurs wie das Original, bei Desura finden sich aber ein paar Besonderheiten, die der Plattform den notwendigen Anschub liefern könnten.

desura-dlcDenn hinter Desura steckt niemand anders als das Entwicklerteam hinter ModDB, der größten unabhängigen Plattform für Mods und Indie-Games. Auf ModDB tummeln sich über 320.000 registrierte Entwickler und Spieler, die ihre Projekte vorstellen und zum Download anbieten. Über 1000 Spiele und sogar mehr als 6000 Mod-Profile finden sich auf der Plattform. Ihren Ursprüngen bleiben die Macher von Desura dabei treu: So soll die Plattform sich insbesondere an Indie-Entwickler richten, bisher ein Quasi-Alleinstellungsmerkmal von Steam. Doch auch Mods sollen Entwicklerteams kostenfrei über Desura verbreiten können. Inklusive aller Features, die man von Steamworks kennt, so z.B. automatische Patches und Achievements.

Desura will zudem den Gedanken der Social Community aufgreifen, die ModDB groß gemacht hat. So sollen es nicht die hochglanzpolierten PR-Bilder sein, mit denen der Store seine Spiele präsentieren soll. Jeglicher Content soll von der Community kommen. So lässt sich direkt im Shop über Spiele diskutieren, Spieler können über ihre Erfahrungen bloggen und eigene Reviews zu Spielen schreiben sowie Screenshots hochladen. Desura zieht damit die Schnittstelle zwischen Entwickler und Spieler noch enger als Steam und legt die Hürde für Indie-Entwickler wesentlich niedriger. Denn die Hemmschwelle zum Store wird nicht durch Marketing-Erwägungen diktiert. Der Store steht jedem Indie-Projekt offen, welches gewisse Qualitätsanforderungen erfüllt.

Desura befindet sich derzeit in einer geschlossenen Beta-Phase und wird unter der URL www.desura.com online gehen.