Süddeutsche Zeitung blamiert sich mit ‚Killerspiel‘-Artikel

Der seit jeher unsinnige Kampfbegriff „Killerspiele“ hält sich hartnäckig selbst in den sogennanten „Qualitätsmedien“. Dass bei jenen Qualitätsjournalismus desöfteren nur eine leere Worthülse ist, bewies die Süddeutsche Zeitung in ihrer Freitags-Ausgabe. So nahm sie das iFNG München als Anlass, um im Artikel „Die Spieleindustrie setzt bei der Gewalt noch eins drauf“ das Fußball-Spiel Fifa 09 zu demontieren. Ein Einblick in einen Zeitungsartikel, in dem sich eine Unwahrheit an die nächste reiht.

Die Intel Friday Night Games laufen allmählich auf ihr Saisonfinale zu, dabei machte die eSport-Traditionsveranstaltung letzten Freitag in München halt. Anlass genug für die Süddeutsche Zeitung, einen Artikel über gewalthaltige Computerspiele zu verfassen. In der Einleitung des Beitrags heißt es:

[blockquote]“An diesem Freitagabend treffen sich Profispieler in der Tonhalle zur Bundesliga, um sich in umstrittenen Spielen wie “Counterstrike” und “FIFA 09″ zu messen.”[/blockquote]

Dass CounterStrike in gewissen Kreisen umstritten ist, stellt in der Tat keine Neuigkeit dar. Dass nun aber das Fußballspiel FIFA 09 in die Riege der gewalthaltigen und umstrittenen Computerspiele erhoben wird lässt schon vermuten, dass es sich einmal mehr nur um einen reißerischen und quasi gar nicht recherchierten Artikel zur Thematik handelt. Nicht nur, dass beide Spiele nichtmals zum gleichen Genre gehören (Action- vs. Sportspiel) – FIFA 09 wurde bei dieser Veranstaltung nicht einmal gespielt. Auf dem Programm standen lediglich Counter-Strike 1.6 sowie sein Nachfolger CS:S und das Strategiespiel Warcraft III.

Doch damit nicht genug. Der Interviewpartner Stefan Ther von der Münchner Polizei kritisiert die Altersfreigabe von GTA IV, diese sei angeblich mit USK 16 festgelegt worden. Auch hier sieht die Realität anders aus: Der Spieletitel hat auf allen Plattformen keine Altersfreigabe erhalten und ist damit laut USK lediglich für den Konsum durch Erwachsene geeignet.
Passend wurde natürlich auch der Suchtfaktor von Online-Rollenspielen thematisiert. Doch auch hier glänzten sowohl Redakteur als auch Interviewpartner durch Unwissenheit, da man laut Behauptung der SZ „um eine spielfähige Figur zu kreieren […] zwei Wochen“ brauche. Dabei dürfte schon bei einem Zeitrahmen von mehr als einer Stunde dem geduldigsten Grinder der Geduldsfaden platzen.

Wäre der Artikel der Süddeutschen Zeitung bewusst als Satire geschrieben, so könnte man ihn zweifelsfrei als gelungen bezeichnen. Denn die nebulöse Gefahr, die von Computerspielen ausgehe, machen Kritiker in der Regel vor allem an einer Behauptung fest: Der angeblichen Unfähigkeit von Computerspielern, Realität und Fiktion zu trennen. Dass genau diese Unfähigkeit nun jedoch von einem kritischen Medium unter Beweis gestellt wird, ist an Ironie kaum noch zu gipfeln. Dennoch kann man der Süddeutschen Zeitung aus der Perspektive eines Gamers dankbar sein: Sie hat einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass die heftigste Kritik an Computerspielen von jenen geäußert wird, die über das geringste Wissen zu dem Thema verfügen.